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Mein SM-Coming-Out

Den folgenden Text veröffentlichte eine selbstbewußt lesbisch lebende Frau, die bzgl. SM ambivalent zugleich Neugier und -in schlechten Erfahrungen leider sehr wohlbegründete- Skepsis verspürt hatte, nach einem ausführlichen Beratungsgespräch und ihrer ersten Session bei mir zunächst auf ihrer eigenen Blogseite.

Gedanken über SM hatte ich seit Monaten. Ich wollte die Gedanken, da sie Gefühle in mir aufbrachten, die ich noch nie so fühlte, aber ich wollte sie auch wieder nicht, da sie meine Vergangenheit wieder näher brachten… Nach einer Zeit der Qual hat mich mein bester Freund darauf angesprochen, was mit mir los sei. Auch wenn ich glücklich wirke, belaste mich doch etwas…er fragte ob es mit meiner Vergangenheit zu tun hat … da brach es plötzlich aus mir raus! Ich erzählte ihm meine Gedanken, was ich fühle, was ich spüre. Er konnte das nicht verstehen, da es nicht seine Welt war, aber gerade weil ich ihm so wichtig war, würde er versuchen, mir zu helfen und nahm mich fest in seine Arme. Seit sehr langer Zeit merkte ich die erste Träne wieder, die sich langsam den Weg über meine Wange suchte. Ich lasse sie gewähren.

Tage vergingen, ich las immer mehr im Internet darüber und ich spürte immer mehr, wie ich mich danach sehnte, nein wie mein Verlangen immer stärker wurde. Aber was sollte ich tun? Dann abends, ich las und hörte Musik, merkte ich eine Hand an meiner Schulter. Da stand mein bester Freund und meinte, er hätte die Lösung für mein Problem gefunden und ich wollte gerade sagen, dass es keine Lösung geben wird. Er meinte, ich sollte mich an jemanden wenden, der sich auskennt, dass diese Person mich vieleicht besser verstehen könnte und mir vielleicht helfen könnte, da er es nicht konnte. So zeigte er mir eine Seite und meinte: "Die ist es 100%."

Er fragte gleich, ob er sie anschreiben sollte, da er wusste, dass ich mich nicht trauen würde. Ich sagte so lieb es nur ging nein, wenn dann würde ich sie selbst anschreiben und nahm ihn in dem Arm und merkte schon wieder eine Träne, aber dieses Mal ist es mehr als nur eine gewesen, auch dieses Mal lasse ich dies gewähren. Er gab mir zwei Tage Zeit, sonst hätte er es für mich gemacht. Ich wusste, dass meint er nicht böse, ab und zu brauche auch ich jemanden, der mich zu meinem Glück zwingt.

Zwei ganze Tage schaute ich mir diese Seite an und kann jetzt sagen, ich kenne jedes Wort dieser Seite auswendig. Ich nahm allen Mut zusammen und wollte schreiben, aber was soll ich jetzt schreiben? Dann schrieb ich ein kleines Stück meiner Vergangenheit nieder und versuchte, das zu schreiben, was in mir vorging, so schickte ich es ab … hoffte ich vielleicht ein wenig, dass sie mir nicht zurück schreibt? Ja, das hoffte ich und auch wiederum nicht. Aber kurz darauf hörte ich, dass ich eine E-Mail bekommen habe und schaute nach. Sie hatte mir geantwortet! Ich schaute bestimmt einige Minuten nur auf mein Postfach und dachte: "Was mach ich jetzt?"

Meine Hände haben angefangen zu zittern und doch machte ich die E-Mail auf mit dem Gefühl von Angst und Neugier. Ich las es mir durch und wieder und ich dachte nur, das sei ja echt nett geschrieben und ob sie mich wirklich ein klein wenig verstehen könnte. So schrieben wir uns mehrmals hin und her. Da schlug sie mir ein Treffen oder ein Telefongespräch vor, da hat sofort mein Herz angefangen laut zu pochen, nein das konnte ich nicht, das traue ich mich nicht, aber ich wollte doch auch Fragen beantwortet haben. Ich ging in meinem Wohnzimmer auf und ab und überlegte, was ich jetzt machen soll. Ich schrieb ihr zurück, dass ich mir nur ein Telefonat zutrauen würde. Dieses hatten wir ein paar Tage später auch. Ich hatte sie auch per E-Mail etwas gefragt, was ich mich nie gewagt hätte, sie am Telefon zu fragen, aber wollte ich wirklich eine Antwort darauf?

Da ich mich kannte und so schon nervös gewesen war (vielleicht auch einfach nur totale Angst hatte) schrieb ich mir ein paar Fragen auf, aber dazu sollte es nicht kommen, sie zu stellen. Das Telefon klingelte. Ich holte tief Luft und ging ran. Ich kann gar nicht mehr sagen, ob ich überhaupt einen Ton raus gebracht habe, dann tut es mir leid und ich entschuldige mich… sie fing an zu sprechen und ich dachte nur sie schreibt nett, hört sich nett an, aber das geht doch gar nicht, ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt …

Ich suchte meinen Zettel, da mein Kopf total leer war, aber ich fand ihn nicht und so musste mylady (ich fand den Namen passend) die ganze Zeit reden, aber dadurch habe ich auch solche Fragen beantwortet bekommen, auch meine Frage, die ich per E-Mail gestellt hatte. Ich erzählte ihr drei von meinen vier Wünschen (Träumen) und das fiel mir total schwer. Nach dem Telefonat ging mir sehr viel durch den Kopf, so lag ich die ganze Nacht wach und merkte, dass ich es versuchen muss, sonst werde ich es nie wissen. So beschloss ich, es ihr zu schreiben: Ich wollte ein Treffen, das stand jetzt für mich fest…

Die Tage vergingen, meine Gedanken drehten sich nur noch um das und ich versuchte mich mit allem Möglichen abzulenken, aber das fiel mir echt schwer. Dann ist der Tag gekommen und ich habe mich nicht mehr beruhigen können, ich glaube, so viel hab ich noch nie in meinem Leben geraucht wie an diesem Tag …es wurde immer später, ich würde immer nervöser und habe immer mehr Angst bekommen und doch wollte ich es erleben … dann die Frage was ziehe ich an? Schick oder feminin?Nein, ich wollte so gehen wie ich mich am wohlsten fühle, also zog ich mich eher maskulin an, auch wenn alle dachten ich bin ein Mann, aber man sagt doch: ein Mann ist stark und ich wollte stark sein! So fuhr ich zu ihr und wollte etwas früher dort sein, denn ich musste meine Ruhe noch finden. So parkte ich etwas weiter weg und ich bin das Stück gelaufen, mit Musik, so dass ich zu Ruhe kommen konnte, aber es gelang mir nur ein wenig und da stand ich vor ihrer Tür…ich überlegte gerade, ob ich jetzt wirklich geklingelt habe. Ich hatte noch meine Musik an und da stand sie an der Tür …was nun? Soll ich weg laufen oder gehe ich rein? Mein Kopf redetet auf mich ein. Er sagt mir, dass ich weg laufen soll, aber ich ging hinein. Eine herzliche Begrüßung von ihrer Seite und ich dachte nur hoffentlich merkt sie mein Zittern nicht, ob ich ein Wort raus bekommen habe kann ich jetzt nicht mehr sagen.

Wir gingen in ein Zimmer, dass ich aus dem Internet kannte und ich fühlte mich zum einen Teil wohl, aber der andere wollte weg laufen. Wir setzten uns und versuchten, ein Gespräch zu führen, aber ich hab ja so gut wie kein Wort heraus bekommen, außer einen blöden Spruch von wegen nette Sachen hätte sie (also so bescheuert kam ich mir schon lange nicht mehr vor) mylady musste etwas lächeln. Ob ich wohl rot geworden bin? Und ja, ich habe ihre Körpersprache beobachtet und ich schaute ihr tief in die Augen aber das bleibt mein Geheimnis und hoffte sie hat es nicht gemerkt.

Später stand ich dann da halbnackt und mein Kopf sagte mir nimm deine Kleidung und lauf um dein Leben, aber meine Füße reagierten nicht darauf und dann hatte sie meine Brüste in der Hand ok bin ehrlich meine Brustwarzen und ab dem Zeitpunkt dachte ich nur, dass ich jetzt umfallen muss. Ich merkte sofort diesen Schmerz und doch die Erregung… Ich fühlte ihre Lust, mich zu verletzen und doch erregte es mich umso mehr. So band sie mich fest, dass ich nicht mehr weglaufen konnte, auch wenn ich gewollt hätte. Wollte ich überhaupt weglaufen? Ich hörte sie lachen und zugleich einen Schmerz an meinem Körper, was mich total durch den Wind brachte… immer eine andere Art von Schmerz,was mich immer mehr verrückt machte! Dann hat sie mir immer mal wieder einen kurzen Moment Ruhe gegeben und dann merkte ich auch gleich wieder diesen erregenden Schmerz… irgendwann dachte ich mal, wenn ich jetzt nicht fest gebunden wäre, würde ich sie über mein Knie legen und das gleiche mit ihr machen, aber das ging ja nicht und der Gedanken war auch gleich wieder weg…ab und zu wollte sie an meine Brust (Brustwarzen), aber das hab ich nicht mehr zugelassen, denn sonst hätte sie alles mit mir machen können… dachte öfter, dass ich mich schreien oder stöhnen gehört hätte, aber wusste das habe ich nur in meinem Kopf, da ich mir auf die Lippe gebissen habe. Denn wollte ich es der lieblichen Lady so leicht machen? Ich habe mir eine Lady immer anders vorgestellt, aber auch ich lern immer was dazu …

Nachdem mein Körper nicht mehr konnte, mein Geist auch nicht mehr, dachte ich es ist vorbei, aber sie hörte nicht auf, sie wollte mich auf Wolke 7 bringen. Ich fühlte ihren Kopf auf meinem Oberschenkel. Sie wollte Wörter von mir hören, aber ich hab kein Wort mehr raus bekommen … ich möchte nicht ganz ins Tiefe jetzt gehen, aber auf Wolke 5 hat sie mich gebracht und das schaffte noch nie jemand ..dafür zieh ich den Hut vor mylady. Ich musste mich dann erst mal kurz finden und dann wollte ich noch ein Glas Wasser, ich fühlte mich so ausgetrocknet, aber auch überglücklich!

Ob ich so was noch mal erleben kann oder ob ich noch mal so ein Glücksgefühl haben werde kann ich nicht sagen, da ich meine Zukunft nicht kenne, aber ich werde es nie vergessen und doch bin ich wieder alleine mit meinen Gedanken, aber sie haben sich verändert. Auf diesem Weg möchte ich mich noch mal bei einer Lady bedanken, dass ich merken durfte, dass meine Vergangenheit nicht meine Zukunft ist, denn es verändert nicht den Menschen der Mensch verändert nur sich selbst..dass ich meine ersten Erfahrungen bei so einer netten Lady erleben durfte.[ZITAT]

Ich, Lady Sara (mylady), habe mich über diesen Bericht sehr gefreut und möchte allen Skeptikerinnen und Skeptikern gegenüber explizit betonen, dass ich "guten SM" (safe-sane-consensual , wobei das "gut" vor allem in der Definition von "sane" liegt) und "mißbräuchlich angewendete SM-Praktiken" sehr deutlich unterscheide. Mir ist auch die feministische Diskussion pro/contra SM in ihren verschiedenen Positionen von Ablehnung heteropatriarchalischer Strukturen bis hin zu Sexpositivismus geläufig. Gerne beantworte ich Fragen zu diesem Thema - den o.g. Text habe ich bewußt unverändert übernommen.


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