2015 verfasste ich kurz nach dem Kinostart meine Kritik zu "Fifty Shades of Grey". Zunächst schrieb ich einen Verriß der Verfilmung. Ich befürchtete insbesondere, dass Menschen ohne BDSM-Bezug einen völlig falschen Eindruck gewinnen würden.
Dann wandte ich einige Wochen später ein, dass die "Fifty Shades"-Debatte doch auch etwas Gutes haben könne: Entlang der kritikwürdigen Stellen der Vorlage kann man hervorragend über Graubereiche / Grenzabstimmungen / Ambivalenzgefühle diskutieren und das eigene BDSM-Verhalten bzw. die eigene BDSM-Ethik reflektieren.
Und zu guter Letzt befasste ich mich mit dem Buch, erfreute mich daran, dass Anna dort mehr eigene Lust auf Züchtigungs-Praktiken verspürt, als es im Film dargestellt wird, und entnahm einigen Leser/innen/-Beiträgen von szene-fernen Menschen, die sich dennoch als BDSM-er/innen verstehen, dass es eben auch andere Vorstellungen und Herangehensweisen an partnerschaftlich einvernehmliche Sessiongestaltung bzw. Lebensentwürfe insbesondere mit 24/7 erotic power exchange bzw. total power exchange (EPE bzw. TPE) gibt, die zwar meinem Selbstverständnis widersprechen, aber für die jeweiligen Menschen wirklich funktionieren.
Und nun, Anfang 2018, kam ein Mann mit einer Unterstützungs-Bitte bzgl. eines Partnerschafts-Gesuchs auf mich zu, bei welchem ich zuerst spontan dachte: "Wo soll es eine solche Frau denn geben?" - Aber dann fiel mir ein, dass es sie geben könnte. Das Beziehungs-Modell, welches er beschreibt, entspricht auffällig dem Modell von Christian Grey und Anna.
Dabei treffen jedoch die entscheidensten Kritikpunkte, die ich gegen den fiktiven Christian einzuwenden hatte, auf den real suchenden Geschäftsmann (der natürlich zwar kein Milliardär ist, aber seiner Sub aufrichtig ein schönes Leben mit eleganter Kleidung, Tanzbällen und anderen gesellschaftlichen und kulturellen Vergnügungen bereiten möchte) nicht zu: Er hat sich an mich gewendet, um sicherzugehen, dass es sich um "Naturveranlagung" handelt und keine mißbräuchlichen Strukturen entstehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich mit derartigen Beziehungskonstellationen nicht auskenne und sogar ihre Existenz anzweifele, aber gern nach bestem Wissen und Gewissen über die mir bekannten BDSM-Foren/Plattformen danach suche.
Sind Sie eine Anna, die einen Christian sucht? Attraktiv, jung, bereit zur devoten Unterordnung unter einen strengen und dennoch fürsorglichen und Dom? Monogam mit Kinderwunsch? Interessiert an Styling, Make-Up, schicker Kleidung und gesellschaftlichen Vergnügungen? Gibt es solch eine Frau tatsächlich? Wenn ja, lesen Sie bitte mehr über sein D/S-Lebensmotto und seine Ziele.