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Der Mythos vom starken und schwachen Geschlecht

(Bekenntnis eines meiner Spielgefährten zu Erotic Wrestling; der folgende Text bezieht sich auf sein erstes Erlebnis, welches er mit einer anderen Anbieterin genoß - ich wollte diese tolle Coming-Out-Geschichte dennoch gern in meinen Blog aufnehmen und bedanke mich herzlich für seine Freigabe)

Die Auffassung von Mann und Frau als starkem und schwachem Geschlecht schien mir immer schon ein Mythos, auch wenn mir das Wort „Mythos“ damals noch nicht geläufig war. Ich war der Kleinste in der Klasse, mit spät einsetzender Pubertät, und nahm auch gleichaltrige Mädchen zwangsläufig als größer wahr. Mädchen schienen einfach stärker. Ich hegte jedenfalls eine stille Bewunderung für Mädchen, die sich mit den Jungs messen konnten.

Ich erinnere mich, dass wir – eine Gruppe von vier bis fünf Jungen – wetteifernd Schneebälle an eine fensterlose Hauswand warfen, die Abdrücke hinterließen. Andi, eine ziemliche Sportskanone, schaffte es bis fast unter die Regenrinne. Ich hatte schon so etwas von einer Vorahnung als Claudia auftauchte. Sie blickte schon siegessicher um sich, als sie den Schnee in den Händen formte und schleuderte dann den Schneeball aufs Dach. Mir war die Kehle wie zugeschnürt, Claudia ließ uns in kollektiver Scham zurück.

Ein noch stärker prägendes Schlüsselerlebnis war später eine Schulhofrauferei: ein großes Mädchen, das schon deutlich sichtbar einen Busen hatte (dafür hatte ich den Blick, meine geistige Pubertät hatte wohl vor der körperlichen eingesetzt) griff einen schlaksig-linkischen Jungen an und hatte ihn schnell in der Rückenlage fixiert. Eine Zuschauertraube von Mädchen und Jungen bildete sich schnell, die ausnahmslos das Mädchen gewinnen sehen wollten und sie johlend und schreiend anfeuerten. Der Junge wand sich einige Zeit, konnte sich aber nicht befreien. Wie begossen stand er auf, als sie ihn schließlich doch freiließ. Ich stand etwas abseits und merkte, dass ich am ganzen Körper zitterte, wohl teils aus mitempfundener Scham mit dem Jungen, teils aber aus sexueller Aufwühlung angesichts der Stärke des Mädchens.

Heute erscheint es mir auch logisch, dass es die Natur so intelligent eingerichtet hat, dass sie für die Austragung der Schwangerschaft das stärkere Geschlecht vorsieht.

Damals haben wir solche Erfahrungen als Irritation der Geschlechtsidentität, als Hindernisse auf dem Weg vom Kind zum Mann erlebt. Mit zunehmendem Alter (ich habe die 50 überschritten) definieren wir unsere Männlichkeit vielleicht zunehmend weniger über die körperliche Kraft. Trotzdem haben diese Erlebnisse eine mächtige Wirkung auf mich hinterlassen.

Das Leben ist so kurz, dass auch ich meine erotische Fantasie verwirklichen will. Mittlerweile bieten viele starke Frauen einen Ringkampf gegen einen Mann als Dienstleistung an, Frauen, die einen Kampfsport beherrschen, Bodybuilderinnen/Muskelfrauen, Dominas, die dies in ihrem Angebot haben, auch Frauen, die aufgrund Körperhöhe oder Gewicht den meisten Männern überlegen sind.

Ich stehe vor einem 5-Sterne-Hotel, sie sagt mir wie vereinbart ihre Zimmernummer durchs Mobiltelefon. In wenigen Minuten werde ich gegen eine Frau, der ich zuvor noch nie begegnet bin, einen Ringkampf machen. Mein Herz klopft und ich klopfe an die Zimmertür. Eine rassige Amazone, mit Heels gut über 2 Meter hoch, schaut etwas spöttelnd auf mich herab: „so you wanna fight with me?“ Ihre Schultern sind so breit, dass ich mich im Wortsinne hinter ihr verstecken kann. Wir setzen uns, mit zittrigen Fingern lege ich ihr die Geldscheine hin, unaufgefordert, das schafft erst mal Vertrauen. Sie erkundigt sich nach meinen Erwartungen an die „Session“, sie könne Semi-Competitive¹, Fantasy-Wrestling² mit Rollenspiel oder Domination³ anbieten. Ich sage, dass ich kein Schmerzmasochist bin, also nicht zu den Männern gehöre, die sich gern in der Beinschere quetschen lassen. Ich möchte „Light Domination“, einen spielerischer Kampf der Geschlechter, in dem ich wehrlos gemacht und möglicherweise auch verbal gedemütigt, zumindest verspottet werde. Sie geht ins Badezimmer und sagt ich solle mich ausziehen, was ich bis auf meine Boxershorts auch mache. Sie kommt in einem knappen Bikini zurück(das Oberteil wird sie während des Kampfes fallenlassen). Wir stehen uns gegenüber, sie deutet per Geste an ich dürfe sie angreifen, ich wage es nicht, will eher defensiv kämpfen. Als nichts passiert, drückt sie mich an die Wand, ich wehre mich mit voller Kraft, sie packt meine Handgelenke und spreizt meine Arme, streckt sie nach außen wie bei einem Kruzifix. Ich winde mich, versuche die Arme nach oben, unten zu ziehen, nach vorne zu drücken, möchte mich mit dem Fuß von der Wand abstoßen, vergeblich. Sie befördert mich irgendwie kontrolliert sanft auf den Teppich, drückt ihr Knie auf meinen Brustkorb, ich stöhne etwas. Na, ob ich wirklich ein Mann sei. Ich soll mich wehren, was aber scheitert. Ich darf wieder aufstehen, aber sofort packt sie mich mit einer Hand unter dem Oberschenkel, der anderen Hand am Rumpf und hebt mich hoch, wirft mich aufs komfortable Hoteldoppelbett. Ich nehme reaktionsschnell die kniende Ausgangsstellung für den Kampf ein. Sie kniet mir gegenüber, ich versuche ihre Handgelenke festzuhalten, doch bald schon ist mein Kopf in ihrem Schwitzkasten eingeklemmt, sie dreht mich, dass ich fast auf dem Rücken liege, ihr üppiger Busen an meiner Wange. Wenn deine Freunde, Kollegen dich jetzt so sehen könnten, bemerkt sie. Bald liege ich ganz auf dem Rücken, sie fixiert mich mit ihrem ganzen Körpergewicht (es müssen 100 Kilo sein), kreuzt meine Arme um meinen Hals. Sie braucht keine Seile oder Ketten um mich zu fesseln, ihre Körperkraft reicht aus mir das Dominanzerlebnis, die lustvolle Ohnmacht zu vermitteln. Verzweifelt versuche ich, sie mit Hilfe der Beinkraft und dem Unterleib nach oben wegzustoßen. Wer hier die Kontrolle habe, fragt sie. Sie wickelt ihre langen Beine um meine und spreizt nach außen. (eine Ringkampffigur, die „Grapevine“ , also die Weinrebe, heißt und für mich dem Geschlechtsakt ähnelt). Damit hat sie mich völlig bewegungsunfähig gemacht, Arme, Rumpf und Beine sind fixiert. Ein erhebendes Wonnegefühl durchströmt mich, ich bitte sie diese Position eine Weile zu halten. Sie spielt, kokettiert mit mir, sie muss ihre immense Kraft nur andeuten, plötzlich ist sie hinter mir, ich spüre ihren mächtigen Unterarm um meinen Hals, die Beine um mich geschlungen, dann sitzt sie wieder in Triumphpose auf mir. Ich fühle mich fast als Gestaltungsmasse ihres Kunstwerks. Irgendwie gelingt es ihr unsere in engem Kontakt verschlungenen Körper so zu ordnen, dass meine angelegten Arme von ihren Schenkeln fixiert sind. So kann sie mir beidhändig um die Kehle greifen und leicht drücken. Ich soll sagen, dass ich ein Schwächling sei. Ich verhandele mit ihr, mache Komplimente, verehre ihre weibliche Kraft, sie verstärkt davon ungerührt den Druck noch ein wenig.

Das ist die Grenzerfahrung, für die ich lebe und sterbe.

Begriffserläuterungen

¹Semi-Competitive
entweder: Wettkampf, Kräftemessen mit offenen Ausgang, aber nicht auf Biegen und Brechen um das Verletzungsrisiko zu minimieren, oder: Kampf, in welchem die Frau angreift, der Mann sich nur verteidigen darf.

²Fantasy-Wrestling
Spielerischer Ringkampf unter Einbeziehung eines vorab besprochenen Handlungsablaufs oder Rollenspiels, etwa: aus einem Film, Sekretärin/Chef, Polizistin/Dieb etc., der meist mit einer „Überwältigung“ des Mannes durch die Frau endet.

³Domination Wrestling
​Entweder: Der Mann begibt sich schon zu Beginn in einen Haltegriff, nimmt eine unterlegene Position ein (z.B. sein Kopf zwischen ihre Oberschenkel eingeklemmt), darf versuchen sich zu befreien oder einfach (masochistisch) genießen. Oder (wie hier geschildert in meinem Fall): die Kräfteverhältnisse (Physis, Kraft, Kampftechnik) sind eindeutig zu Gunsten der Frau, sie sucht aber nicht den schnellen Sieg, sondern spielt mit dem Mann im Wechsel von einem Haltegriff zum nächsten. Dies ist je nach Wunsch des Mannes (Kunden) von „Hard“ bis „Light“ möglich.


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