Vorlieben

Verbalerotik

Wenn bei der Session (egal ob live oder telefonisch) gesprochene Worte / Sätze / Formulierungen auf das Gegenüber und/oder auf die eigene Person erregend wirken und dies auch von der sprechenden Person beabsichtigt und somit bewußt eingesetzt wird, dann handelt es sich um Verbalerotik. Was dabei als erregend empfunden wird, kann individuell sehr stark variieren - oft viel stärker, als der/die Einzelne es vermuten mag. Sehr leicht schließt man hier irrtümlich von sich selbst auf andere, oder von der Erfahrung mit dem anderen Geschlecht auf alle entsprechenden Geschlechtsgenoss/inn/en, oder von Mainstream-Pornografie auf eine/n neue/n Playpartner/in - und dann ist die Ernüchterung groß, wenn "knapp daneben auch vorbei" ist und der Text, der aufgeilen sollte, doch eher abtörnt. Insofern ist, wenn Verbalerotik gewünscht wird, eine gründliche Vorabsprache wesentlich.

Standard-Verbalerotik im SM: Die Sklavensau

"Sklavensau, knie nieder!" ist einer der Klischee-Sätze, wie wir ihn aus SM-Pornos kennen. Möchten Sie als Sklavensau bezeichnet werden, entspricht dies ihrem "in-role"-Selbstverständnis bei einer Session? Wenn ja, benutze ich diesen Titel natürlich gern für Sie - falls Sie sich in der Formulierung allerdings nicht wiederfinden, macht es auch für mich keinen Sinn, Sie damit quasi defaultmäßig ("weil eine Domina nunmal ihre Sklaven so nennt") zu bezeichnen. Lieber benutze ich, wenn Sie mir vorher passende Informationen geben, die zu Ihrer Fantasie passende Bezeichnung!

Dialoge in der SM-Session

Manchmal frage ich auch während der Session: "Wo ist dein Platz?" und wenn dann ein Sub antwortet: "Ganz am Boden, Mylady, unter Ihrem Schuh - zerquetschen Sie mich!" dann kann ich anders den Faden aufnehmen als wenn seine Antwort lautet: "Gern möchte ich an Ihrer Seite sein und Ihnen ewig dienen." oder wenn er erwidert: "Im Schweinestall, am Futtertrog." oder mir sagt "Ich habe keinen Platz, ich bin ein wertloses Nichts."

Auch unaufgefordert können Sie einen erotischen Gedanken, der Ihnen beim Play spontan in den Sinn kommt, herzlich gern jederzeit -wenn Ihnen nicht der Mund verboten wurde- äußern. Dies hilft mir dann, Ihren Subspace besser zu verstehen und gezielt auch meinerseits verbal dann darauf einzusteigen und bringt unser Spiel in die gewünschte Richtung voran.

Vulgärsprache / Obszönitäten / Dirty Talk

Obszönitäten werden oft wegen der Lust am Tabubruch als anregend empfunden. Was allerdings als obszön gilt, hängt von den Wertenormen der jeweiligen (Sub-)Kultur ab, in der man sich bewegt/befindet. Obszön (oder auch "dirty" = "schmutzig") ist, was die dort etablierten Vorstellungen von "Anständigkeit" und "Normalität" verletzt und Ekel oder Scham (nicht nur individuell, sondern nach kulturellen Maßstäben beurteilt) verletzt. Dies unterliegt auch einem Wandel der Zeit -> waren früher Begriffe wie "Fotze", "Arsch", "ficken", "kacken", "Hurensohn" etc. kulturell verpönt, so fließen sie heutzutage immerhin in gewissen Subkulturen in den Alltags-Sprachgebrauch ein und verlieren dort die Schockwirkung und somit auch die potentielle Lustwirkung von entsprechendem "Dirty Talk".

Wenn ich Sie mit Dirty Talk stimulieren will, kann ich nicht nach gesellschaftlichen Wertmaßstäben gehen, sondern muss zuvor wissen, was Sie ganz individuell unter "dirty" verstehen. (Es gibt verschiedene Definitionen des Begriffs "Dirty Talk" - manchmal werden "Dirty Talk" und "Verbalerotik" synonym verwendet, so dass alle auf dieser Seite genannten Facetten dann als "Dirty Talk" bezeichnet würden; manchmal benutzt man "Dirty Talk" nur die "schmutzige" Variante von Verbalerotik, die ganz bewußt mit ihrer Wortwahl provoziert.)

Liebesgeflüster / Sextalk / Sexuelle Komplimente

Manch einer will es gar nicht "dirty", sondern redet lieber blumig oder niedlich über Sex. Da kann zum Beispiel die Vagina das "Honigtöpfchen" oder das "gelobte Land" sein, oder auch die "Mumu" oder das "Schneckchen". Vielleicht mögen Sie mir gern erotische Komplimente zu meinem Körper machen, oder Sie möchten masturbieren, während ich Ihnen von sexuellen Erlebnissen erzähle, die ich (bzw. die Person, die ich im Rollenspiel verkörpere) mit Ihnen fiktiv haben könnte; oder die ich in der eigenen Biographie wirklich hatte.

Es ist auch kein Zufall, daß es "Liebesgeflüster" heißt: oft spielt der Tonfall, die Lautstärke tatsächlich eine Rolle: flüsternd oder keuchend gesprochen, regt Sie derselbe Text vielleicht viel intensiver an.

Fetish Talk

Möglicherweise beziehen sich die Begrifflichkeiten, die Sie am meisten anheizen, gar nicht auf primäre/sekundäre Geschlechtsorgane und Sexualpraktiken, sondern auf Ihren Fetisch. Ein Gummierotiker möchte vielleicht Gummi nicht nur sehen, riechen und fühlen, sondern auch das Wort "Gummi" immer wieder gerne hören ("Riech das geile Gummi, fühl das glatte Gummi, sei mein Gummisklave".). Jemand, der sich einen besonderen Nickname aussucht (z.B. "Käseschlappenköter"), möchte hingegen oft ein dazu im Bezug stehendes Wort hören ("Hol meine Käseschlappen, du Köter, du vermaledeiter Käseschlappenköter"). Vielleicht ist es ein Kick, wenn bei Praktiken rund um intensives Körperempfinden dieses auch immer wieder verbal thematisiert wird - z.B. beim Piss Control Play der heftige Harndrang, oder beim Playcutting das Einritzen der Haut.

Befehle & Erniedrigungen / Beleidigungen / Demütigungen

So, wie verführerischer Sextalk vielleicht leise hingehaucht werden sollte, muss ein dominanter Befehl vielleicht geschrien werden. Oder in eiskaltem, schneidenden Ton kommandiert. Das kann ein knappes "Stell dich hier hin" oder "Bück dich" sein, oder es kann mit Schimpfnamen -wie z.B. der o.g. "Sklavensau"- versehen werden. "Knie nieder, du Schlampe." "Auf den Boden, du Wurm." Auch hier gilt, daß ich vorab Hinweise auf Ihre Vorstellungen brauche, damit eine Beschimpfungs- und Beleidigungs-Erotik wirklich funktioniert und nicht ins Lächerliche abdriftet, oder im Gegenzug real verletzt und psychologische Traumata triggert. (Insbesondere bei Bezugnahme auf Körpergröße, Schwanzgröße, Haarwuchs, Körpergewicht/umfang etc. kann es sowohl einen starken erotischen Kick als auch einen unerwünschten Absturz geben! Falls Sie beleidigt werden wollen, muss ich unbedingt wissen, ob die Beleidigungen realen Bezug haben sollten und wenn ja, auf welchen Bereich sie sich erstrecken können und wo Ihre persönlichen Tabus liegen!)

Permanentes Kommentieren & drohende/verlockende Ankündigungen

Wenn wir uns auf das Sprachlevel und den Tonfall geeinigt haben, muss trotzdem noch besprochen werden, wann ich verbal tätig werde: soll ich möglichst viel kommentieren, oder spielen die besprochenen Worte nur bei entsprechenden Anweisungen (z.B. für Stellungswechsel) eine Rolle?

Ich erinnere mich an eine Fisting-Session in meiner Anfängerinnen-Zeit als Mitarbeiter in einem größeren Studio, nach welcher ich hinterher von einer Kollegin gefragt wurde: "Was hast du eigentlich die ganze Zeit über geredet? Die wollen ja immer hören, wie tief wir ihre Arschfotze aufreißen…" De facto hatte ich nichts geredet und besagtes Play eher als meditativ empfunden, entsprechende Verbalerotik wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Hätte der Sub hingegen selbst den Dialog begonnen und gesagt: "Ja, reiß mir die geile Arschfotze auf, reiß mich in Stücke" dann hätte ich vielleicht von dort aus auch weiter improvisiert à la "Ja, ich mach aus deiner Arschfotze ein geiles klaffendes Loch, ich bohre mich rein, sprenge dich auf…"

Ich erinnere mich auch an eine Session im damaligen Studio, wo eine Kollegin einem Sklaven ständig Dinge sagte wie "Zeig mir deinen geilen Wichs-Schwanz, präsentier mir deinen Fick-Arsch, wichs dich mit den Wichsgriffeln am Fick-Schwanz…" etc und mir persönlich kam es etwas überfrachtet vor, da eine derartige Verbalerotik meines Wissens nach nicht mit dem Passiven abgesprochen war. Ich selbst hätte zwar "wichsen", "ficken" und "Arsch" in meinen Formulierungen verwendet, aber nicht immer noch Doppelworte draus gebildet…

Was man mit "dirty" Begriffen tun kann, kann man natürlich auch mit neutralen oder niedlichen/blumigen/persönlichen Wörtern tun. Sie können bewußt häufig oder gar überhäuft eingesetzt werden oder einfach nur dann Anwendung finden, wenn tatsächlich eine entsprechende Vokabel im natürlichen Redefluß benötigt wird. In Rollenspielen wird naturgemäß mehr geredet als in reinen Body Sensation Sessions, sofern nicht gerade die Verbalerotik noch die entsprechende Sensation ganz gezielt unterstützen soll.

Vielleicht ist es für Sie auch wichtig, daß ich Ihnen Strafen androhe (und verbal drakonisch ausschmücke) oder Ihnen lustvolle Verheißungen (die wahr werden können oder die rein fiktiv sind) ins Ohr raune, oder dass ich ständig kommentiere, was ich gerade tue bzw. was mit Ihnen passiert (à la "Ich ziehe den Gurt jetzt fest um deine Oberschenkel, schließe langsam die Schnalle und mache dich wehrlos.") Auch hier können Sie mit dem Dialog -ggf. ins Rollenspiel eingebettet- Ihrerseits Einfluß nehmen (z.B. mit "Bitte, bitte, was tun Sie mit mir, was muss ich befürchten?" oder "Was passiert denn, wenn ich ganz brav bin?"). Gerade bei Rollenspielen kann es auch dazu gehören, verbale Verfehlungen mit Züchtigungen zu ahnden (z.B. eine vergessene Anrede als "Mistress" mit 10 Rohrstockhieben zu bestrafen) oder verbal auch die Rolle, die das Gegenüber gerade verkörpert, zu necken und zu provozieren und so das Spiel auch einvernehmlich mitzulenken.

Erotische Hypnose: Jemanden in Trance reden

Durch einen Monolog mit wirksamen Worten in einem wirksamen Tonfall kann es gelingen, einen trance-artigen Zustand aufzubauen. Was "wirksam" ist, hängt von dem/derjenigen ab, für den die Trance aufgebaut werden soll: es kann eine leise geflüsterte Beschwichtigung sein, ein unermüdliches Geplapper mit vielen Variationen des Reizwortes, oder ein wiederholt gebrülltes Kommando. Ich habe diese Form der Verbalerotik bereits praktiziert, bevor ich erfuhr, daß diese auch von verschiedenen Ladies als "erotische Hypnose" bezeichnet wird. Man ist dabei meistens nicht "völlig weg", aber doch "sehr gepackt" und es kann eine Session wirklich sehr bereichern und sogar eine katharsische Erfahrung auslöse.


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