VorliebenDominanz & Submission

D/S-Rollenspiele - Authentischer D/S- Taktische Führung

Im DS-Rollenspiel werden oft bewußt Klischees reproduziert, wie "man" sich eine Herrin oder einen Sklaven vorstellt: der Sklave hat zu knien oder zu kriechen, die Herrin befielt und legt Wert auf eine bestimmte Anrede, und Schmerzpraktiken werden oft in einen Bestrafungs-Kontext eingebettet.

Natürlich kann man auch andere Rollenspiel-Scripts vorgeben, einen bestimmten "Charakter" der Herrin oder des Sklaven im Vorfeld erfinden (wie übrigen in nicht-erotischen Life Action Role Plays auch!) und ggf. eine Rahmenhandlung oder fiktive Ausgangssituation. Aber wird derartiges nicht besprochen, dann gibt es eben einen Standard-D/S, der sich in vielen Studios und auch Teilen der privaten Szene sogar als "einzig wahrer" D/S etabliert hat. Ich spiele gern jenseits der Klischees, aber wenn Sie sich ein DS-Rollenspiel wünschen und mir keine individuellen Vorstellungen benennen, dann greife auch ich auf Standard-Elemente zurück.

Wer im Rahmen eines Rollenspiels eine devote Position gegenüber einer vermeintlich dominanten Herrin einnimmt, hat dabei aber nicht zwangsläufig devote Gefühle, und auch die Herrin empfindet nicht automatisch das Gefühl von Macht. Ein Rollenspiel ist eher eine Art Theaterspiel, man schlüpft für eine gewisse Zeit eben in die vereinbarte Rolle und ist sich dennoch der Tatsache bewußt, dass man dabei zugunsten eines (meist vergnüglichen) Session-Erlebens "schauspielert".

Daneben gibt es noch das, was ich als "authentischen DS" oder "Beziehungs-D/S" bezeichne. Da ist das Gefühl der Hingabe ein wahrhaft tief empfundenes Gefühl, und die Domina bzw. der Dominus verhält sich auch in Punkten dominant, wo es dem Bottom möglicherweise nicht "schmeckt", einfach nur, weil es ihrer eigenen Lust wirklich entspringt (Achtung: das sind oft eher unbequeme Aufgaben als solche, die der Bottom "geil" findet!) und sie sich tatsächlich auf darauf verlassen kann, die ihr metakonsensuell verliehene Macht auch ohne das situative Einholen einer Zustimmung zu nutzen (= consensual non-consent). Nur sehr wenige Personen im Privat-BDSM wünschen sich ein derartiges Beziehungsgefüge wirklich, und im Pay-Play ist es sogar noch seltener der Fall: verständlicherweise, denn der Kunde möchte mitbestimmen können, wie er im wahrsten Sinne des Wortes "auf seine Kosten" kommt.

Dieser authentische DS ist per definitionem niemals unabhängig von den Persönlichkeiten von Top und Bottom. Damit man eine tiefe Hingabe empfinden kann, muss sich die Hingabe auf eine konkrete Zielperson beziehen - man gibt sich ihr hin, nicht nur einer Projektion. (Letzteres wäre zwar einseitig durchaus möglich, wenn die Domina die "Schablone" ideal ausfüllen würde - dann wäre sie in dem Moment jedoch nicht zugleich selbst authentisch dominant, sondern würde in dem Moment authentisch submissiv der Schablonen-Vorgabe folgen.) Man gibt sich ihren echten Wünschen hin. Und sie wiederum setzt voraus, dass man sich "mit vollem Herzen" darauf einläßt, ihr wirklich zu dienen und nicht nur "den eigenen Film zu fahren". - Selten, aber einzigartig in der Intensität, wenn von beiden Seiten gewünscht.

Dass es neben dem rollenspielerischen Nutzbarmachen von Klischees und dem tiefen Beziehungserleben von Alles-Geben-Wollen und Alles-Verlangen-Dürfen (ggf. unter metakonsensueller Beschränkung auf bestimmte Bereiche bzw. Einhaltung von vereinbarten Tabus) noch eine dritte Facette (und vielleicht noch weitere?) von DS geben kann, erklärte mir erst einige Jahre später eine Spielgefährtin. Ich würde diese als "psychologischen DS" oder "taktisch-dominante Führung" beschreiben.

Tatsächlich bewirken ja bestimmte Verhaltensweisen psycho-wissenschaftlich erwiesen mit gewissen Wahrscheinlichkeit erwartungsgemäße Reaktionen. Menschliches Unterbewußtsein reagiert auf Körpersignale, Tonfall, Status-Symbole etc. - wie stark solch ein Kausalzusammenhang ist, hängt von individuellen Faktoren ab. Mit welchen Werten wurden wir sozialisiert? Worauf haben wir schon seit unserer Kindheit zu achten, was hingegen zu verdrängen, gelernt? Wie empfindsam sind wir für äußerliche Reize, wie stark ist unser Sinnesempfinden geschärft? Was würden wir selbst mit einem entsprechenden Verhalten zum Ausdruck bringen?

Wer taktisch-dominant eine/n Unbekannte/n führt, kann zunächst von Normwerten ausgehen und dann durch aufmerksame Beobachtung seine Strategie anpassen. Dies gilt nicht nur im BDSM-Leben, sondern wird vor allem im Geschäftsleben oft eingesetzt: In Manager-Seminaren können "Führungs-Taktiken" erlernt werden. Auch in einigen Selbstbehauptungskursen lernt man, wie "man" dominant bis drohend oder einfach souverän wirken kann - auch dann, wenn man es gerade nicht ist, nicht authentisch fühlt.

Setzt eine Domina also derartige Methoden ein, ist es ihrerseits kein "authentischer D/S" im o.g. Sinne, aber die psychologische Wirkung beim Bottom kann echt empfunden und nicht nur geschauspielert sein. Dies gelingt gewiß umso besser, je bereiter der Bottom ist, die entsprechende Empfindung überhaupt an sich heranzulassen. Denkt er unentwegt: "Nein, ich lasse mich nicht kleinkriegen!" und mauert sozusagen bewußt gegen eine Submissions-Erfahrung, dann bleibt sein Gehorsam geschaugespielert und das kann absolut okay sein, ist dann aber eben kein Psycho-Play sondern Role-Play.

Wenn Sie sich eine DS-Session bei mir wünschen, teilen Sie mir also bitte sinnvollerweise vorher mit, in welchem DS-Verständnis Sie sich am besten wiederfinden, damit ich mich passend vorbereiten/voreinstimmen kann.


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